höchstpersönlich

Aus Presse und Medien - ein Thema kommt ins öffentliche Bewußtsein

Am 25. April 2013 schrieb Daniel Zylbersztajn in der taz einen Artikel über die zunehmenden psychologischen Probleme der Angestellten des Londoner Bankensektors. In dem mit »verrückt sind immer nur die anderen« überschriebenen Artikel schildert er, dass davon auszugehen ist, dass die Suizidrate der Banker gestiegen ist. Exakte Statistiken würden sich zwar nur schwer erstellen lassen, aber die Erfahrungen von Beratungsstellen und Therapeuten sprächen eine eindeutige Sprache. »Kontrollverlust sei schwer zu verkraften für Angestellte, die extrem lange Arbeitstage haben, einem hohen Erfolgsdruck ausgesetzt und hochintelligent sind.« Es kam zu spekatkulären Suiziden von der Dachterrasse einer Bar im Bankenviertel und die dortigen Pubs seien jeden Abend überfüllt.

Die in diesem Artikel dargestellte Situation beschreibt treffend ein wiederkehrendes Phänomen unserer gegenwärtigen Arbeitswelt. Auch wenn »die Zahlen stimmen«, Erfolge gefeiert werden könnten und man sich am Markt behauptet, geht es den Menschen in den Betrieben doch schlecht. Die wirtschaftliche Krise wird auch dann als auswegslos und die Existenz bedrohend erlebt, wenn von Armut nicht gesprochen werden kann. Bei dem Versuch, sich den Herausforderungen am Arbeitsplatz zu stellen, kann es zu Zuständen kommen, die als unaushaltbar erlebt werden und aus denen »man« nur raus will. Wird psychisches Leiden stigmatisiert und fachliche Hilfe nicht gerufen, bleibt oft nur der Ausweg in körperliche Krankheit, Sucht oder im drastischsten Fall in den Freitod.

Im Februar 2014 war in der Online-Ausgabe des Wall Street Journal zu lesen, dass die Suizidrate unter den Bankangestellten in London weiter steigt. Die Problematik ist noch immer akut. Nachzulesen HIER.



Höchstpersönliche ErfahrungsWERTE

Die bekannte Reaktion von Vorgesetzten und Zuständigen aus dem HR Bereich in Unternehmen auf sichtbar werdende psychische Schwierigkeiten von Mitarbeitenden ist das Ausweichen, die Kompensation und oft eine Kapitulation.
An dieser Stelle sprechen mit Personalführung Beauftragte über Ihre Erfahrungen mit einem gegensätzlichen Vorgehen. Nämlich dem Zugehen auf die oder den Betroffenen, dem direkten Ansprechen der Schwierigkeiten und der gemeinsamen Suche nach Lösungen:



Interview mit Herrn Stephan Lorenz, Business Manager der Firma Basel Tattoo Productions GmbH

Sehr geehrter Herr Lorenz,

Aus welchem Grund haben Sie sich entschlossen, Mitarbeitende auf deren sichtbar gewordene seelische Krisen direkt anzusprechen?
Das Wohl unserer Mitarbeiter ist für uns sehr wichtig. Gerade in unserer Eventbranche sind Mitarbeiter extrem wichtig und somit für uns eine klare Kernkompetenz. Um in diesem Trubel durch Leistungen profilieren zu können, was schlussendlich auch den Erfolg definiert, ist ein gesunder Geist essentiell. Wir haben dieses Bekenntnis auch in unserer Strategie verankert. Gerade aus diesen Gründen ist es für mich eine natürliche Führungsaufgabe, mit Mitarbeitenden offen zu kommunizieren, wenn sich eine andauernde seelische Krise vermuten lässt. Seelische Krisen können jeden treffen und dürfen nicht tabuisiert in der Schublade verstauben. Tritt ein solcher Fall ein, ist es meiner Meinung nach wichtig, richtig zu handeln und nicht wegzuschauen.

Was hat Sie motiviert, nach einer Lösung außerhalb des betrieblichen Umfeldes zu suchen?
Krisen gehören zum Alltag und jeder kennt sie. Die Bewältigung der Krisen auch! Bis zu einem gewissen Grad kann die Bewältigung selbst oder mit etwas Unterstützung intern in der Unternehmung erfolgen. Hierbei reicht es, wenn man zuhört und die richtigen, motivierenden Worte wählt. Sitzt die Krise jedoch tiefer, ist eine professionelle, vertrauenswürdige Fachperson gefragt, um die Problematik wirklich lösen zu können. In den meisten Fällen steht einem KMU-Betrieb intern keine solche Fachperson zur Verfügung.

Inwiefern haben Sie dabei den Eindruck, mit diesem Schritt die Interessen Ihres Unternehmens zu verfolgen?
Strategisch gesehen werden zwei wichtige Punkte abgedeckt: erstens zufriedene und motivierte Mitarbeiter und zweitens die Erreichung der Geschäftsziele. In der Praxis bedeutet dies - als theoretisches Beispiel - wenn ein Mitarbeiter in der Not ist und die Unternehmung hinter ihm steht, wird er motiviert sein, längerfristig die benötigte Leistung zu bringen, um die Ziele zu erreichen. Würde die Unternehmung in einer solchen Situation die Unterstützung verweigern, würde ihm vermutlich aufgrund mangelnder Leistung gekündet, es entsteht der Aufwand der Rekrutierung und der Einarbeitung und je nachdem ein grosser Knowhow-Verlust. Das Erreichen der Ziele könnte dadurch behindert werden. Im Weiteren erschwert es auch den Weg des Mitarbeiters. Unter diesem Gesichtspunkt ist es sinnvoll und ratsam, gemeinsam einen gangbaren Weg zu finden.

Vielen Dank

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